Altstadt

Vor einigen Jahren hat das Magazin Focus nach einer Leserumfrage Dinkelsbühl als die „schönste Altstadt Deutschlands“ ausgezeichnet. Die Dinkelsbühler Bürgerinnen und Bürger befanden, zu Recht! Sie ist das Herz unserer Stadt. Beinahe alle Häuser stehen unter Einzeldenkmalschutz, wie auch das gesamte Erscheinungsbild. Alle Veränderungen innerhalb unserer historischen Stadtmauer werden von der Bevölkerung aufs Genaueste beobachtet und mit großer Anteilnahme diskutiert. Die kommunalen Mandatsträger sind gut beraten, den Erhalt und die Entwicklung dieses europäischen Kulturgutes als einer der herausragenden Aufgabe ihres Wirkens anzunehmen. In den letzten 15 Jahren wurden wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Als fortwährende Aufgabe, gleichsam wie die Weitergabe eines „historischen Staffelstabes“, kommen allerdings auch in den nächsten Jahren großer Herausforderungen auf uns zu.

 

  1. Die öffentliche Infrastruktur/ Stadtboden und Möblierung/ Verkehr

In den letzten 15 Jahren sind in der Altstadt zahlreiche Straßenbaumaßnahmen angepackt worden, welche die Attraktivität Dinkelsbühls als Wohn-, Dienstleistungs- und Handelsstadt wesentlich erhöht haben. Vieles davon, auch wenn in der Vergangenheit lange ersehnt, ist wieder vergessen worden und wird wie selbstverständlich von uns vorausgesetzt. 

Beispielhaft seien hier erwähnt der Umgriff des Münsters mit Beleuchtung von Sankt Georg, die Entfernung der Verkehrsinsel am Ledermarkt und Gestaltung eines Platzes zum Verweilen, die Neuordnung des Weinmarktes, der Ausbau der Koppengasse als Visitenkarte für die sanierte Jugendherberge, die Aufwertung und Sanierung zahlreicher Nebenstraßen (z.B. Weth- oder Elsassergasse), die komplette Befestigung und parkähnliche Aufwertung des Innenhofes der Spitalanlage, die Umgestaltung des Alten Rathausplatzes, die Einrichtung der Barrierefreiheit in der Altstadt durch Verlegung der Plattenbänder sowie um die Altstadt durch eine eingefasste Asphaltierung, und die Verbesserung der Beleuchtung und Sanierung der Wörnitzbrücke.

Auch wurde eine zeitgerechte Möblierung durch Aufstellen versetzbarer Bänke und eine ansprechende Informationsbeschilderung umgesetzt. 

Noch dieses Jahr wird die Barrierefreiheit auf Höhe von Heilig Geist weiter ausgebaut und ein neues Abfallentsorgungssystem durch neue leistungsfähigere Abfalleimer umgesetzt. Der Stadtrat hat auf Antrag der CSU bereits einen Beschluss gefasst, dass im Jahre 2020 der Schweinemarkt zum Begegnungsplatz für Menschen aufgewertet werden soll. Die bis dato parkenden PKWs von Hotelbesuchern können in das Parkhaus an der Ellwanger Straße ausweichen (so mit der Hotellerie abgesprochen und von dieser für gut befunden).

Noch im Jahr 2019 soll im Rahmen einer öffentlichen Stadtratssitzung ein neues Parkraumbewirtschaftungskonzept beschlossen werden. Nach mehreren Treffen auf Arbeitsebene unter Berücksichtigung der Anregungen der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Erstellung des ISEK, von Fachleuten und der Regierung von Mittelfranken ist seitens der Stadt Dinkelsbühl ein Fachgutachten in Auftrag gegeben worden. Das Ergebnis dessen soll nun beschlossen und im Jahr 2020 umgesetzt werden. Im Wesentlichwn bedeutet dies, dass in Zukunft in der Altstadt nur noch Anwohner gebührenfrei parken können. Nichtanwohnern wird ermöglicht, auf den Hauptstraßen, d.h. Nördlinge Straße, Segringer Straße, Dr. Martin Luther Straße und zum Wörnitztor, gegen Gebühr zu Parken. Kurzparker sollen mit der sogenannten „Semmeltaste“ freigestellt werden. 

Der ausgebaute Parkplatz an der Schwedenwiese und der noch ebenerdig zu erweiternde Parkplatz an der Bleiche werden gebührenpflichtig sein, die Parkplätze an den Sportanlagen und an der Larrieder Straße können kostenfrei benutzt werden. Dies bedeutet, weiterentferntes Parken wird zum einen honoriert und zum anderen den in Dinkelsbühl arbeitenden Mitbürgern kein Entgelt abverlangt. 

Durch diese Maßnahmen soll der Verkehr in der Altstadt wesentlich reduziert werden. 

 

  1. Öffentliche Baukörper

Für jede Generation ist der Erhalt unserer historischen Bausubstanz eine der herausragenden Herausforderung in unserer Stadt. Dies kann nur gelingen, wenn die Gebäude auch eine adäquate Bestimmung erhalten. Gerade in den letzten Jahren wurden zahlreiche denkmalgeschützte Immobilien komplett saniert und mit einer neuen und nachhaltigen Nutzung versehen.

Beispielhaft seien erwähnt der Umbau der Stadtmühle als Domizil für die Knabenkapelle, der Ausbau des Kinderzechzeughauses, die Einrichtung des Hauses der Geschichte samt Touristikservice im Alten Rathaus, die Umwidmung der Spitalscheune zum Winterspiel- und Verwaltungshaus des Landestheaters, die Schaffung von Theaterumkleiden, -Garderoben, -Besprechungsräumen und -Übernachtungsmöglichkeiten im Warneckehaus, der Ausbau der Hospitalanlage zum Blockschülerwohnheim der Berufsschule, die Sanierung des Pflegeheims im Spitalareal, die Modernisierung der Jugendherberge und der Erwerb des Klosters der Armen Schulschwestern und Umwidmung zum Kinderhaus.

In naher Zukunft stehen weitere große öffentliche Sanierungsprojekte an. Zum einen wird das Haus B in der Spitalanlage zu einem generationenübergreifendem Bürgerhaus umgebaut werden (siehe bei „Die soziale Stadt“). Zum anderen soll nächstes Jahr mit der Sanierung der Stadtmauer begonnen werden. Die Maßnahme wird wohl ca. 10 Millionen Euro kosten und über mehrere Jahre andauern. Eine staatliche Förderung in Höhe von 90% wurde in Aussicht gestellt.

Nachdem zwischen Katholischer Kirche und der Stadt die seit Jahrhunderten nicht geklärte Unterhaltslast das Münster St. Georg nun im Einvernehmen geregelt werden konnte, kann auch die dringend erforderliche statische Ertüchtigung unseres Münsters erfolgen. Auch hier wird mit Kosten vonüber 10 Millionen Euro gerechnet, wobei sich die Maßnahme wohl über fünf Jahre erstrecken wird. Der Maßnahmenbeginn wird wohl 2020/2021 sein.

  1. Gewerbliche und private Baumaßnahmen

Dinkelsbühl kann sich glücklich schätzen, hat die Stadt doch zahlreiche Unternehmer in „ihren Mauern“, welche auch bei privaten Gebäuden erheblich investiert haben.  

Neben unzähligen Umbaumaßnahmen wurden auch einige „Schlachtschiffe“ angepackt.

Wie selbstverständlich sehen wir heute die Sicherung der damals so baufälligen Rossmühle, die Belegung des seit 10 Jahren leergestandenen Brauhausgeländes, das wie ein Mosaik sich zusammengefundene Hotel Hezelhof (mit Luis, Luisenhof und Luise), die Wiederinbetriebnahme der Gaststätte Sonne und deren vor kurzem abgeschlossene Erweiterung um ein Hotel und die Eröffnung des Café Meisers.

Äußerst erfreulich ist, dass im nächsten Jahr das Gasthaus Goldene Rose mit dem Braunen Hirsch zu einem modernen Hotel mit Wellnessbereich bzw. einem Wohnquartier erneuert bzw. erweitert werden und das Hotel Deutsches Haus um das jetzige Sparkassengebäude am Weinmarkt mit Veranstaltungsbereich für größere Festgesellschaften  vergrößert wird. Auch der Ochse steht kurz vor der seit langem geplanten Sanierung. Damit wird das unrühmliche Erscheinungsbild bald sein Ende haben.

Auch das Wohnen in der Innenstadt hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. In den letzten Jahren wurden weit über 100 Wohneinheiten grundsaniert bzw. zahlreiche neu geschaffen. Zurzeit entsteht zwischen Stadtmauer und Nördlinger Straße ein neues Wohnquartier. Wohnen in unserer Altstadt ist in und bringt Leben in die Stadt.

  1. Leben in der Altstadt (Dienstleistung, Handel, Versorgung)

Viele Besucher unserer Stadt sind immer wieder aufs Neue verwundert, welch reges Treiben auf unseren Straßen stattfindet. Allerdings, auch wenn im Vergleich zu anderen Städten unserer Größe der Einzelhandel und Dienstleistung in der Altstadt gut aufgestellt sind, muss man trotzdem eingestehen, dass das Einkaufen im Internet auch bei uns eingekehrt ist. Es wird die gemeinsame Aufgabe von Stadtverwaltung, Citymarketing, den einzelnen Unternehmen und den Bewohner unserer Stadt sein, dieser Entwicklung zu trotzen. Viele Geschäfte haben es bereits verstanden, sich auf diese Veränderungen einzustellen. In erster Linie wird nicht die Bedarfsabdeckung die Kaufkraft in der Altstadt binden, sondern die Verknüpfung von Verweilen, Bummeln, das Suchen nach dem Besonderen - sprich, das was wir mit Lebensfreude und Lebensgefühl beschreiben. 

 

Dieses Gefühl von „Leben und Leben lassen“, diese gewisse Lässigkeit, die das Leben einfacher macht, gilt es zu fördern. Es war richtig, dass in der Vergangenheit viele Reglementierungen aufgelockert worden sind. Warum soll man nicht auch im Januar oder im November draußen in den Cafés sitzen, wenn es die Temperatur erlaubt? Und warum sollte man nur auf Holzklappstühlen sitzen dürfen, wenn es auch bequemere und ansprechende Alternativen gibt? Man muss Regeln auch immer wieder hinterfragen nach dem Motto, „nützen sie dem Menschen oder schränken sie ihn lediglich ein“. Ein wenig italienische Leichtigkeit steht auch uns gut an.